Radfahren gegen den Strom

27.10.17 –

 

Grüne beantragen die Freigabe von zehn Einbahnstraßen in der Stadt

Damit viele auf das Fahrrad umsteigen, ist es ein verkehrspolitisch wichtiger Aspekt, dass die Wege kurz sind. (Gilbert Sieckmann-Joucken, Stadtverordneter der Grünen)

Zurzeit gibt es nur eine freigegebene Einbahnstraße in Bad Bramstedt. Sie ist nur wenige Meter kurz.

Die Grünen wollen in Bad Bramstedt den Radverkehr stärken. Sie haben dazu zwei Anträge an den Bau- und Verkehrsausschuss gesandt. Beantragt wird, dass die meisten Einbahnstraßen in der Stadt von Radfahrern in beiden Richtungen befahren werden dürfen und es jährlich eine “kommunale Verkehrsschau” gibt, an der auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) beteiligt wird.

Die Freigabe der Einbahnstraßen begründen die Grünen mit dem Fahrrad-Klimatest von 2016. Mit einer Online-Umfrage hatte der ADFC die Radfahrerfreundlichkeit von Städten geprüft. Ein Kriterium war dabei die Befahrbarkeit von Einbahnstraßen in beiden Richtungen. Sie hatten sich auch in Bad Bramstedt viele Umfrageteilnehmer gewünscht.

In ihrer Stadt gibt es nur eine solche Straße, die von Radfahrern in zwei Richtungen genutzt werden darf. Sie ist nur wenige Meter lang: die Hamburger Straße zwischen Esso-Tankstelle und Einmündung in den Bleeck. Wer hier als Radfahrer gegen den Strom der Autos fährt, muss allerdings schon mal damit rechnen, einen Vogel gezeigt zu bekommen. Wahrscheinlich übersehen viele Autofahrer das Hinweisschild auf die entgegenkommenden Radfahrer.

Grünen-Stadtverordneter Gilbert Sieckmann-Joucken meint aber: „Damit viele Menschen auf das Fahrrad umsteigen, ist es ein verkehrspolitisch wichtiger Aspekt, dass die Wege kurz sind.“ Eine Öffnung der Einbahnstraßen erspare den Radfahrern Umwege. Es sei einfach wichtig, dass möglichst viele Menschen auch in Bad Bramstedt Rad fahren, „auch unter den Gesichtspunkten des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung“.

Folgende Einbahnstraßen wollen die Grünen öffnen: Friedrichsweg, Sommerlandstieg, Kantstraße, Rosenstraße, Unter der Lieth, Breslauer Weg, Stettiner Weg, Sellertwiete, Düsternhoop (Einfahrt am Bahnübergang) und den Paustianring am Kreisel Weddelbrooker Straße. Darüber hinaus wollen die Grünen in den Straßen An der Kirche und Achtern Karkenbleeck das Durchfahrtsverbot für Radfahrer aufheben lassen.

Entscheiden kann die Stadt nach wie vor nicht über die Verkehrsregelung, auch wenn sie rechtlich dazu die Möglichkeit hätte. Zuständig ist die Kreisverkehrsaufsicht, bei der die neuen Regelungen beantragt werden müssen. Die tut sich allgemein schwer mit solchen Neuerungen. In der Straße „Unter der Lieth“ östlich vom Liethberg hatte es bereits schon einmal eine Aufhebung der Einbahnstraßenregelung für Radfahrer gegeben. Auch damals ging sie auf Initiative der Grünen zurück. Nach kurzer Zeit ließ die Verkehrsaufsicht das zuvor von ihr versuchsweise genehmigte Schild aber wieder abmontieren. Mittlerweile könnte die Stadt aufgrund einer Gesetzesänderung selbst Verkehrsschilder aufstellen. Sie müsste dazu jedoch die Verlagerung der Zuständigkeit vom Kreis auf die Stadt beantragen. Bisher zeigten sich aber weder Verwaltung noch Parteien geneigt, diesen Schritt zu gehen. Im Rathaus fürchtet man die zu hohe Arbeitsbelastung. die mit der neuen Aufgabe verbunden wäre.

Mit ihrem zweiten Antrag, der jährlichen Verkehrsschau, wollen die Grünen die Rücksicht auf Radfahrer im Straßenverkehr erhöhen. „Radfahrer und Fußgänger fühlen sich oft als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse, weil es an der Akzeptanz anderer Verkehrsteilnehmer mangelt und ein Gefühl fehlender Verkehrssicherheit herrscht“, meint Sieckmann-Joucken. Deshalb soll die kommunale Verkehrsschau speziell zum Thema Radfahrer und Fußgänger stattfinden. Verwaltung und Verkehrsexperten sollten unter Einbeziehung fachkundiger Bürger und Gruppen wie dem ADFC bei einer Besichtigungstour erörtern, wie „das Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer verbessert werden kann“, so der Grünen-Stadtverordnete.

Der Klimatest-Umfrage zufolge sind die Radfahrer in Bad Bramstedt mit ihrer Stadt offenbar nicht sehr zufrieden. Bad Bramstedt kommt nur auf den Wert 3,87 auf der Schulnotenskala und liegt damit einen Platz hinter Kaltenkirchen und zwei hinter Henstedt-Ulzburg. Bundesweit liegt Bad Bramstedt auf Rang 216 von 364 bewerteten Kommunen unter 50 000 Einwohnern, in Schleswig-Holstein auf Platz 10 von 29. An der Online-Umfrage des ADFC hatten 86 Bad Bramstedter teilgenommen.

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